Neubau Kirche in Eiterfeld

Massivholzbau auf einem Untergeschoss
Maria-Verkündigungs-Klosterhof-St-Justin

Die Holzkirche dient als spirituelles Zentrum eines als Einsiedelei mit Selbstversorgung angelegten Klosters. Die Bauherrschaft, die serbisch-orthodoxe Kirche, vermochte den steigenden Zahlen an Besuchern, Mönchen und Pilgern an alter Stätte, insbesondere an Sonntagen und Hochfesten, keinen ausreichenden Raum mehr zu bieten. Der bewusst gewählte neue Standort einer alten Mühle auf dem Land greift den Bezug zur Natur auf und führt diesen im hölzernen Kirchenbau, umsäumt von alten Streuobstwiesen, als einen stillen Ort kontemplativer Einkehr konsequent fort. Die Kirche, die sich in Gänze aus Spenden finanziert, trägt den Namen ‚Skite des Heiligen Spyridon‘. Sie wurde nach dem historischen Vorbild der Klosterkirche von Gradac in Serbien aus dem späten 13. Jahrhundert geplant. Gleichwohl unterscheidet sie sich grundlegend vom mineralischen Ursprungsbau, als sie über ein Kellergeschoß aus Stahlbeton verfügt, in dem sich die Räumlichkeiten für die Heizenergie-Versorgung sowie die sanitären Einrichtungen befinden, auf den ein massiver Holzbau platziert wurde. In die Ausführung und Ausgestaltung bezog man zudem auch Elemente romanischer Sakralbauten mit ein. 

Die Architektur der Massivholzkirche wird von einem zentralen, quadratischen Mittelraum mit einer Fläche von 64 m² determiniert, der im Grundriss dem sogenannten ‚Griechischen Kreuz‘ folgt, bei dem die vier Kreuzarme gleich lang sind. Dieser byzantinische Kirchenbaustil prägt seit dem 9. Jahrhundert die Baukörper der orthodoxen Kirche bis in die heutige Zeit. An diesen Mittelraum, auch als Vierung benannt, bei der das Haupt- und das Querschiff zusammentreffen, fügen sich vier in den Hauptachsen der Himmelsrichtungen liegende, kleinere Räume an. Dabei weist der Chor mit den dahinter befindlichen, drei Apsiden gen Osten. Die Vierung wird von einer großen, 4,9 Tonnen schweren Kuppel über der Vierung abgeschlossen, die der Kirche ihren nach außen sichtbaren Charakter verleiht und als Namensgeber des Bautyps – Kreuzkuppelkirche - fungiert. Die dem Anschein nach runde Kuppel basiert auf einem Achteck, welches auf einem Rechteck liegt. Dabei lehnen sich nur 2 Flächen einem gedachten Kreis an, während die anderen Flächen einen Ellipsenausschnitt formen. Insgesamt besteht die Kuppel aus 32 gebogenen Leimbindern sowie aus 4 Dreigelenkrahmen. Die Vierung wird ihrerseits von vier Leimbinder-Rundbögen aus Brettschichtholz umsäumt und getragen, die fertig ebenfalls vorproduziert auf den Bauplatz angeliefert wurden. Final bekleidete man die Kuppel mit Zinkblechen in einer Stehfalzeindeckung. Die verzinkten Blechtafeln kantete man an den Seiten auf und platzierte sie dann dicht nebeneinander. Danach wurden die Aufkantungen durch einmaliges umfalzen miteinander verbunden.

Die Asymmetrie einzelner Bauteile untereinander bestätigt die Richtigkeit in der  umfänglichen Betrachtung der gelungenen Kirchenarchitektur. Hinter diesem scheinbaren Widerspruch steht die Erkenntnis, dass eine Gesamtsymmetrie einzelne Asymmetrien zu integrieren vermag. Entscheidend ist nicht die singuläre Symmetrie der einzelnen Formen, sondern die Ein- und Gleichheit ihrer Proportionen. Erst das Ganze ist vollkommen, und dieses Proportionsverhältnis wird vom Menschen als harmonisch und stimmig wahrgenommen. So sitzen die Seitenschiffe der Kirche teilweise asymmetrisch zur Kuppel, ebenso wie manche Wand-Decken Anschlüsse nicht im 90 Grad Winkel erfolgten, welche die Zimmerer mit steigenden Fußpfetten holzbaulich umsetzten. Auch befindet sich das Mittelschiff nicht zu 100 % in der Achse der Vierung, so dass die Hauptachse der Kirche leicht schräg ist. Über diesen Ausbruch aus dem Diktat des rechten Winkels, dem schon die alten Baumeister folgten, wurde eine feine Bewegung in die Kirche gebracht, die sich in einem Spiel aus Licht und Herrlichkeit widerspiegelt. Insgesamt wurde für den Kirchenbau rund 300 m³ an Fichtenholz verarbeitet, das in den Wäldern der Rhön in nachhaltiger Forstwirtschaft gewachsen ist. Dies entspricht einem Kohlenstoffanteil, aus dem Holz zu 50% besteht, von umgerechnet ca. 75 Tonnen, woraus eine CO₂-Speicherung von über 275 Tonnen resultiert. 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.